Das ganze Brexit-Debakel war fast so, als hätte man einen dieser schrecklichen, langanhaltenden viralen Hustenanfälle. Sie wissen schon, die Art, die man einfach nicht abschütteln kann, egal wie sehr man sich bemüht. Unabhängig davon, was wir tun oder wohin wir gehen, ein viraler Husten ist immer da, nagend, irritierend und zutiefst ärgerlich. So wie es der Brexit jahrelang war. Normalerweise sind in der Politik die Probleme von heute das Thema für die Fish & Chips von morgen. Aber der Brexit, nun ja, der hat sich einfach hingezogen.
Die Behandlung? Der Brexit sollte doch eigentlich durch das Referendum selbst geregelt werden, oder nicht? Eine Art Tötungs- oder Heilungsauftrag, der alle lästigen Symptome ein für alle Mal beseitigt? Äußerlich war es gar nicht so schwierig (oder sollte es zumindest nicht sein), denn trotz allem bot die Brexit-Abstimmung eine binäre Wahl. Entweder man ist dabei oder nicht, man geht oder bleibt, wie auch immer man es ausdrücken möchte. Letzten Endes gab es bei all dem immer nur eine Gewinnerseite (oder wohl eher zwei Verliererseiten). So ist das leider in der Demokratie: Es gibt immer Gewinner und diejenigen, die nicht gewonnen haben.
David Cameron hatte sich eindeutig geäußert. Bei zahlreichen Gelegenheiten hat er ausdrücklich erklärt, dass sich seine Regierung an das Ergebnis des Referendums halten werde, wie auch immer es ausfallen würde. Dieses Versprechen stand sogar auf dem umstrittenen 9-Millionen-Pfund-Flugblatt, das an jeden britischen Haushalt verschickt wurde. Es war völlig klar, dass das Vereinigte Königreich nicht halb drinnen und halb draußen sein konnte, auch nicht, um die sehr verärgerten 48 % zu besänftigen, die für den Verbleib gestimmt hatten. Seien wir ehrlich, die (zuvor bestehenden) Beziehungen des Vereinigten Königreichs zur EU waren angesichts der verschiedenen Vitos und Ausnahmeregelungen sowie der fortgesetzten Verwendung des Pfund Sterling bereits prekär. Das Vereinigte Königreich war sich also nie zu 100 % sicher, wo es im Verhältnis zur EU steht.
Die Debatte tobt weiter
Doch leider verlief der Brexit für Großbritannien trotz eines ziemlich eindeutigen Austrittsergebnisses und aller Versprechen Camerons nicht ganz so reibungslos. Trotz allem wurde die Debatte weit über das Datum des Referendums hinaus fortgesetzt, und der Brexit wurde erst nach mehreren Jahren vollzogen. Schließlich stellte sich heraus, dass David Cameron nicht in der Lage war, seine Versprechen einzuhalten, weil er sich in den Sonnenuntergang verabschiedete und das ganze Chaos anderen überließ.
Einige würden behaupten, dass der Brexit immer noch nicht vollzogen ist. Die ganze Sache hat sich einfach zu einem einzigen großen Ärgernis entwickelt. Eingefleischte Brexiteers wie Nigel Farage (mit seiner ausgeprägten Marmite-Auffassung von Politik) erklären immer noch ihre völlige Unzufriedenheit mit der Art und Weise, wie die Tories den Brexit gehandhabt haben. Wenn man bedenkt, dass die Tories unter Cameron für den Verbleib in der EU gekämpft haben, sieht es verdächtig danach aus, als wären sie schlecht vorbereitet gewesen, den Block tatsächlich zu verlassen. Sie hatten offensichtlich nicht damit gerechnet, beim Referendum auf der Verliererseite zu stehen.
Die Menschen streiten auch jetzt noch über den Brexit, als ob sie damit beweisen wollten, dass er nicht ganz nach Plan verlaufen ist. Statt einmütiger Rückendeckung nach dem Brexit gibt es nun ein ständiges Schuldzuweisungsspiel.
Ich dachte immer, es sei völlig klar, dass der Austritt aus der EU sehr viel schwieriger und kostspieliger sein würde als die Beibehaltung des Status quo. Das war ziemlich offensichtlich, denn nach mehr als 40 Jahren waren die Bindungen des Vereinigten Königreichs an den Block tief verwurzelt. Es würde eine Menge Arbeit auf uns zukommen, an der zahllose Beamte beteiligt sein würden, ganz zu schweigen von der unvermeidlichen Beteiligung von Bataillonen sehr teurer Fachanwälte und Barrister mitsamt ihrem Gefolge von Lakaien und Hilfskräften. All diese zusätzlichen Mitarbeiter würden auf Kosten der Steuerzahler zwischen Westminster und Brüssel hin und her pendeln.
Uneinig
Da die ganze Sache so unglaublich spaltend war, ist es immer noch schwer zu vermeiden, dass es sowohl schadenfrohe Brexiteers als auch Verweigerer gibt, die "Ich hab's ja gesagt!" rufen. Selten hat ein Land wie Großbritannien seine schmutzige Wäsche so lautstark und so öffentlich vor der ganzen verblüfften Welt gewaschen. In beiden Lagern hat es viele Versuche gegeben, das Gesicht zu wahren, aber nichts davon hat sich bei den verblüfften internationalen Beobachtern durchgesetzt.
Es steht außer Frage, dass der Brexit für Tausende von Unternehmen, die mit Importen und Exporten zu tun haben, von großem Nachteil ist. Wenn man bedenkt, dass Großbritannien ein kleiner, aber bevölkerungsreicher Inselstaat ist, der für sein wechselhaftes Klima bekannt ist, importieren und exportieren wir standardmäßig eine riesige Menge an Waren. Nicht zuletzt importieren wir große Mengen unserer Lebensmittel. All das ist also von großer Bedeutung. Der Brexit war eine sehr ernste Angelegenheit. Es hängt sehr viel davon ab, dass wir es richtig machen. Fragen Sie einfach die guten Menschen in Nordirland.
Perverserweise bedeutet der Brexit nun, dass Unternehmen, die an Importen und Exporten beteiligt sind, mit zusätzlicher Bürokratie und höheren Kosten konfrontiert werden. Das erscheint etwas seltsam, wenn man die alte Erzählung berücksichtigt, dass der Brexit vor allem dazu dienen sollte, britische Unternehmen von unnötiger "EU-Bürokratie" zu befreien. Andere negative wirtschaftliche Faktoren, die sich jetzt manifestieren, gehen auf das anhaltende Sparprogramm von Kanzler Osbourne zurück. Die jahrelangen Brexit-bedingten Querelen, die auf die "Austerität" folgten, haben zweifellos zu viele Augen vom Ball abgelenkt.
Chaos
Als ob das alles nicht schon genug wäre, musste sich die ganze Welt mit der beispiellosen Covid-19-Pandemie und dem daraus resultierenden globalen Lieferkettenchaos auseinandersetzen. Zu allem Überfluss befinden wir uns auch noch in einem langwierigen und gefährlichen Krieg, der sich auf europäischem Boden abspielt. Ein Krieg, der zu einer schweren Energiekrise geführt hat, wie sie Milliarden von Menschen weltweit noch nie erlebt haben. Einfach ausgedrückt: Der Brexit war nur ein Faktor in einer Art perfektem globalen Wirtschaftssturm.
Auch wenn der Brexit realistischerweise nicht für alle Missstände im Vereinigten Königreich und in der britischen Auslandsbevölkerung verantwortlich gemacht werden kann, so kann man doch mit Fug und Recht behaupten, dass er zu keinem schlechteren Zeitpunkt hätte stattfinden können. Der Wertverlust des Pfund Sterling nach dem Referendum war für zahllose im Ausland lebende britische Rentner, die ein festes Einkommen aus britischen Rentenkassen bezogen, eine Katastrophe ohnegleichen. Diese Rentner hatten sich buchstäblich auf die Beibehaltung der großzügigen Wechselkurse verlassen, die dazu beigetragen hatten, die Alterseinkünfte zu erhöhen. Auch wenn sich dieser Faktor nicht auf alle britischen Auslandsrentner negativ ausgewirkt hat, so hat er doch denjenigen, die ihre Rententräume mit einem geringen Budget verwirklichen wollten, eine Menge Geld aus der Tasche gezogen. Der Rückgang des Pfund-Euro-Wechselkurses nach dem Referendum war für diese Menschen katastrophal. Und das, bevor man die hässlichen Auswirkungen der galoppierenden Inflation berücksichtigt, die sich natürlich auch auf Länder weit jenseits der britischen Küste ausgewirkt hat.
Die niedrige Inflation in Verbindung mit dem extrem günstigen Pfund-Euro-Wechselkurs war sicherlich ein Segen für diejenigen, die nach Portugal (oder in ein anderes Land der Eurozone) kamen, um ihren Traum vom Ruhestand zu verwirklichen. Bei all dem, was sich in letzter Zeit in der Welt abgespielt hat, war es wohl allzu leicht, den Brexiteers die Schuld für jedes einzelne wirtschaftliche Unglück zu geben. Als Brexiteer gebe ich zu, dass ich immer noch darauf warte, irgendwelche greifbaren Vorteile des Brexit zu sehen. Aber wenn man das Gesamtbild betrachtet, ist das zumindest für mich noch nicht entschieden.
Douglas Hughes is a UK-based writer producing general interest articles ranging from travel pieces to classic motoring.