Eines der derzeit größten Bauvorhaben von Aldi Süd, die auch in Portugal Ihre Filialen haben, liegt in Deutschland bei dem auf insgesamt 12.000 Quadratmetern eine komplett neue Discounter-Filiale, und mehrere weitere Discounter ihren Standort haben werden. Über den Läden baut ALDI Süd zusammen mit lokalen Bauunternehmen 115 Wohnungen, die danach vermietet werden sollen.

Aldi will sich damit im Grunde keine neue Einnahmequelle erschließen, sondern es wird immer schwerer, Baugenehmigungen für neue Supermärkte in begehrten Innenstadtlagen zu bekommen, das gleiche gilt für Portugal. Nun ködern die Discounter die Stadtverwaltungen mit dem, was die am dringendsten brauchen: bezahlbarem Wohnraum, genauso wie bei uns in Portugal.

Allein in Deutschland plant dieser Aldi Süd 2000 Wohneinheiten, die Hälfte der Wohnungen über den Aldi-Filialen werden Studenten-Apartments.

Stell dir nur vor einen Discounter in Lissabon der Tausende Wohnungen auf die Dächer seiner Filialen setzt. Dieses Geschäftsmodell wird andere nachziehen, und sollte mit Steuerlichen Begünstigungen auch in Portugal belohnt werden.

Nur das Erdgeschoss sieht anders aus als gewohnt. Wo sich bei ähnlichen Gebäuden nur die Eingangstür befindet, wächst eine Supermarkt Filiale aus dem Wohnhaus heraus. Oben Wohnungen, unten Supermarkt, eine Idee die Discounter in den kommenden fünf bis sieben Jahren rund 5000 Wohnungen errichten lassen könnte, und das in Kombination mit eigenen Supermarktfilialen. Es wäre eine reine Win-Win Situation für alle Gemeinden und Mieter.

Es gibt in Portugal ca. 3400 Supermärkte bei einer minimalen Bebauung von ca. 20 Wohneinheiten pro Supermarkt hätten wir bereits 68.000 zusätzliche Wohnungen. Bei 50 Wohneinheiten pro Supermarkt lägen wir bereits bei einer Zahl, die vieles lösen könnte. Das wäre doch ein Anstoß für unsere Politiker und deren Ansatz an Lösungen für unsere Wohnungsnot.

Grundstücke eingeschossig zu bebauen, ist für den Eigentümer im Prinzip verschenkter Raum, das gilt es zu verändern. Hinzu komm das Wer über einem Discounter wohnt, kauft mit großer Wahrscheinlichkeit auch dort ein. Hinzu kommt das die Idee der großen Parkplätze aus den 90er-Jahren stammt, als die Leute überwiegend mit dem Auto zum Einkaufen fuhren und die Wohnungsnot nicht so ausgeprägt war.

Mittlerweile hat sich das Verhalten geändert, und das speziell in den Innenstädten der großen Metropolen aber auch in den kleineren Städten. Die Leute kaufen häufiger ein und kommen zumindest in diesem Bereich mehr mit Elektromobilität, dem Rad oder zu Fuß. Kurz gesagt, Stand Alone Shops am Grünen Weg mit hoher Nutzungsfläche und monofunktionalen Nutzung sind seit langem aus der Zeit gefallen und brauchen neue Konzepte auch in Portugal.

Bei den Wohnungen sollte es um Singles, Senioren und Familien gehen, auch simple Mehrgenerationen-Wohnprojekte wären gut. Alle Objekte sollten ESG-Standard entsprechen für Immobilienfonds. Somit sollten alle Häuser Photovoltaikanlagen, Dachbegrünung sowie Haustechnik mit Wärmerückgewinnung haben.

Das Konzept gemischter Immobilien birgt für mich folgende Vorteile. Die Innenstädte werden verdichtet, Arbeitsplätze geschaffen und zusätzlicher Wohn- oder Nutzraum entsteht zu kontrollierten Kosten. Gleichzeitig kann der Lebensmittel-einzelhandel zum Frequenzbringer für das ganze Viertel werden und das Geschäft bei anderen ankurbeln. Für die Anwohner schafft die Mischnutzung kurze, schnelle Wege. Dieser Aspekt gewinnt vor dem Hintergrund einer immer älteren Gesellschaft und einer gestiegenen Distanzsensibilität der jüngeren Generationen zunehmend an Bedeutung. Die Bereitschaft, für Einkäufe Zeit zu investieren und Distanzen zurückzulegen, sinkt. Der stationäre Einkaufsort bleibt dann attraktiv, wenn er mit verschiedenen Mobilitätsangeboten gut erreichbar ist und sich ohne großen Mehraufwand einfach in die täglichen Laufwege einfügt.

Spannend wird sicherlich sein, zu welchen Preisen die Discounter Wohnungen danach vermietet werden, aber auch hier glaube ich an eine relative Win-Win Situation


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Paulo Lopes is a multi-talent Portuguese citizen who made his Master of Economics in Switzerland and studied law at Lusófona in Lisbon - CEO of Casaiberia in Lisbon and Algarve.

Paulo Lopes